Neues in Sachen Corona


Die Infektionszahlen steigen wieder. Die Omikron Varianten BA.4 und BA.5 dominieren das Geschehen.

Aber: Die Belastung der Krankenhäuser ist nach wie vor überschaubar, bzw. konzentriert sich auf Personalausfälle wegen der anfallenden Isolation und der daraus resultierenden Krankenstände infizierter Mitarbeiter.


Auch wenn die Impfung aufgrund des sogenannten „immune escape“ des Virus nicht sehr gut vor einer erneuten Ansteckung schützt und ebenso die Infektion nur einen etwa 4 wöchigen Ansteckungsschutz hervorruft, bleibt der Schutz durch die Impfung vor einem schweren Krankheitsverlauf mit Krankenhauseinweisung (87%) und Tod durch eine Corona Erkrankung (über 90%) erhalten.

Aus diesem Grund wird Personen über 70, sowie Menschen mit jeglicher Art von Immunschwäche, bei denen es nach einer gewissen Zeit nachweislich zu einem Abfall der Antikörper kommt, eine 4. Impfung empfohlen.


Im Herbst wollen sowohl Moderna, als auch Biontech Pfizer und Novavax angepasste Impfstoffe auf den Markt bringen. Die angekündigte Anpassung erfolgte allerdings auf die BA.1 Variante.

Dieses Manco an Aktualität möchte man durch eine Kombination der Antigene des Virus im Impfstoff, durch sogenannte polyvalente Impfstoffe, umgehen.

Dabei werden dem Immunsystem zwei verschiedene Varianten des Virus präsentiert, welche dann zu einer starken Erweiterung in der Bildung von entsprechenden Antikörpern führen soll.


Welche Therapiemöglichkeiten gibt es inzwischen?

PAXLOVID ist eines der inzwischen verfügbaren Virostatika, „Antibiotika“ gegen Corona Viren, welche vom Hausarzt verschrieben werden können. Diese Medikamente werden in den ersten fünf Tagen der Erkrankung für fünf Tage verabreicht, können geschluckt, also oral gegeben werden, und verhindern eine Vermehrung des Erregers. Das Medikament wird nach Abschätzung von Indikation und Kontraindikationen vom Hausarzt verschrieben, und kann dann mit Rezept über die normale Apotheke bezogen werden.


MONOKLONALE ANTIKÖRPER

Auch gegen die neuen Varianten von Omikron, BA.4 und BA.5, gibt es inzwischen ein Präparat mit wirksamen Antikörpern am Markt: Evusheld von Astra Zeneca.

Diese Art von Medikamenten sind sehr teuer und müssen intravenös verabreicht werden. Ihre Verwendung ist Patienten mit besonderem Risikoprofil vorbehalten. Bei entsprechender Indikationsstellung erfolgt die Therapie im Krankenhaus.


LEBENDIMPFSTOFFE ALS NASENSPRAY

Da das Virus über die Schleimhäute der oberen Atemwege eintritt, sind Impfstoffe in Form eines Nasensprays in Entwicklung, wie es sie bereits für andere Erkrankungen gibt (z.B.Influenza).

Dabei soll der Erreger bereits bei dem Versuch in den Organismus einzudringen, abgefangen werden.


FAZIT

Wenn Sie einer Risikogruppe angehören und Ihre 3. Impfung bereits länger als 6 Monate zurückliegt: LASSEN SIE SICH EIN 4. MAL IMPFEN.


Wir glauben nicht das was wir wissen….


Mit der Delta Variante wurden die Karten in der Pandemie neu gemischt.

Die Übertragbarkeit und damit die Verbreitung in der Gesellschaft, auch unter Geimpften, ist bei dieser Variante stark erhöht.

Nun treffen zwei Faktoren aufeinander, welche die Situation, trotz einer gewissen Immunisierungsrate, wieder in Richtung Versorgungsnotstand treiben:

  • auf der einen Seite die mögliche Übertragung durch asymptomatische Geimpfte, die sich, berechtigterweise, relativ frei bewegen

  • auf der anderen Seite die nunmehr geringere Verfügbarkeit von Intensivbetten, welche inzwischen wieder vermehrt durch Patienten mit anderen Pathologien (Tumorpatienten, Patienten nach größeren Op´s, usw.) besetzt werden

Außerdem muss man der Tatsache Rechnung tragen, dass nach beinahe 2 Jahren Pandemie, unter den betroffenen Ärzten und Pflegekräften eine gewisse Erschöpfung eingetreten ist, welche einer zusätzlichen Mobilisierung von Intensivbetten im Wege steht.

Man weiß inzwischen, dass die Wirksamkeit der Impfung mit der Zeit etwas nachläßt. Je älter der Geimpfte, umso stärker ist dieser Effekt ausgeprägt.

Diese Gefahr sollte durch eine sogenannte „booster“ Impfung gebannt werden.

Dabei handelt es sich nicht um eine einfache Auffrischung nach vollständigem Impfzyklus, welche den alten Immunstatus wieder herstellen soll. Die „Boosterung“ führt zu einer Erweiterung, Verstärkung und zeitlichen Verlängerung des Impfschutzes.

mRNA Impfstoffe, wie Biontech Pfizer und Moderna, führen zu einer starken Reaktion des Immunsystems. Das hat eine unspezifische Immunaktivierung zur Folge und führt für eine gewisse Zeit zu einer Aktivierung der unspezifischen Immunabwehr. Durch die Auffrischung kommt es zu einem Anstieg der Antikörper, der für einige Monate einen 95%igen Infektionsschutz sichert, man kann also weder angesteckt werden, noch die Infektion weitertragen.

Die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs, bzw. das Risiko an Covid 19 zu versterben, steigt mit zunehmendem Alter beinahe linear an; bei über 80jährigen liegt sie bei ca 20%. 50 jährige haben bereits ein Risiko von 0,1% an der Erkrankung zu versterben, das heißt: 1 von 1000 Infizierten verstirbt!

Zum jetzigen Zeitpunkt, wo die 4. Welle mit voller Wucht auf uns zurollt, ist ein breiter Immunschutz die einzige Möglichkeit um die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems und in der Folge erneute Schließungen zu verhindern. Nur durch hohe Impfquoten können wir den Weg in einen endemischen Zustand, wie wir ihn von Influenza kennen, ebnen.

Dabei geht es bei älteren Personen vor allem um den Individualschutz, während bei jüngeren der Übertragungsschutz, mit allen wirtschaftlichen und sozialen Folgen, im Vordergrund steht. Aber auch bei jungen Menschen überwiegt das Risiko der Erkrankung die Gefahr von möglichen Nebenwirkungen der Impfung deutlich.

Im Zusammenhang mit Impfungen wird oft von möglichen Langzeitfolgen oder Spätfolgen gesprochen:

  • unter Langzeitfolgen versteht man Nebenwirkungen einer Behandlung, die dem Betroffenen noch lange erhalten bleiben, im Sinne einer chron. Erkrankung

  • Spätfolgen hingegen, bezeichnen eine Wirkung, die in deutlichem Abstand zur Ursache auftritt: heute behandelt, in einem halben Jahr Folgen

Beides gibt es bei Impfungen nicht!

Es geht hier um eine Begriffsvermischung:

Nebenwirkungen treten immer in unmittelbarem Zusammenhang zur Impfung auf, es dauert aber oft Jahre, bis dieser Zusammenhang hergestellt werden kann.

Bei Covid 19 ist dies nicht zu erwarten. Innerhalb eines Jahres wurden über 5 Milliarden Dosen unter den Argusaugen der wissenschaftlichen Welt verimpft. Dabei traten auch sehr seltene Nebenwirkungen, wie eben Myokarditis und Sinusvenenthrombose, sehr schnell zu Tage.

Die allermeisten bekannten Nebenwirkungen beruhen auf einer Immunreaktion, wie sie auch, aber in meist stärkerem Maße, bei der Erkrankung selbst vorkommt.

Im Falle der beschriebenen Herzmuskelerkrankung (Myokarditis) kommt es zur Bildung von Antikörpern gegen Herzmuskelzellen, bei der Sinusvenenthrombose werden Antikörper gegen Blutplättchen (Thrombozyten) gebildet.

Die Komplikation betrifft im Falle der Herzmuskelentzündung bei Geimpften 70 von 1.000.000 vorwiegend männlichen Jugendlichen, und heilt in fast allen Fällen ohne Therapie aus. Im Falle einer Erkrankung steigt diese Zahl auf 450 von 1.000.000 an.

Sinusthrombosen hingegen kommen in ca 1-2/100.000 Fällen, in der Regel bei jungen Frauen vor. Beide Erkrankungen treten üblicherweise einige Tage bis Wochen nach der Impfung auf. Bei einer Erkrankung mit Covid 19 kommen sie um ein vielfaches häufiger vor.

Im Rahmen von Infektionen ist Long Covid, also das Anhalten der Symptomatik über Monate, auch nach leichtem Krankheitsverlauf, eine häufig beschriebene Komplikation. Daneben gibt es noch die bekannten schweren Krankheitsverläufe, welche eine Intensivbehandlung verlangen oder sogar mit dem Tod enden.


Es gibt keinen 3. Weg!

Die jetzt noch vorhandenen Impflücken, vor allem bei älteren Menschen, müssen geschlossen werden. Ziel ist eine durchwegs 3fach geimpfte Bevölkerung, wenn wir nicht eine hohe Zahl an Covid 19 Toten akzeptieren wollen.

Gelingt es uns nicht die noch ca 30% Ungeimpften von der Notwendigkeit einer Impfung zu überzeugen , müssen wir zumindest beim Rest der Bevölkerung durch eine Boosterung den Impfschutz verfestigen. So können wir eine Verbreitung und somit vermehrte Erkrankungen mit dem Risiko eines schweren Verlaufs unter Ungeimpften verhindern.

Aus immunologischer Sicht gibt es unter sachlicher Betrachtung keinen Grund gegen eine Impfung. Die Schlußfolgerung, daß die Impfung nichts oder nicht viel bringt, weil auch Geimpfte auf Intensivstationen liegen, kann man so nicht stehen lassen.

90% der Covid Patienten auf Intensiv sind ungeimpft. Der Anteil der Ungeimpften in der Bevölkerung liegt aber „ nur“ bei 30%. Wären 100% geimpft, wären natürlich auch 100 % der Intensivpatienten Geimpfte, sie wären aber in ihrer Gesamtzahl viel geringer!

Oder um es anders zu erklären: mit dieser Logik müßte man auch die Sinnhaftigkeit der Gurtpflicht beim Autofahren in Frage stellen; 99 % der schweren Unfallopfer sind angeschnallt; die Effizienz eines Torwarts wäre demnach genauso in Frage zu stellen: bei 99% der gefallenen Tore steht er im Tor ...

Die Schlussfolgerung, daß es keinen Grund für 2 G gibt, sobald Geimpfte das Virus übertragen können, stimmt so nicht.

Die Ungeimpften tragen das größte Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Egal ob sie sich (vor allem in geschlossenen Räumen) bei anderen Ungeimpften oder bei Geimpften anstecken, dieses Risiko läßt sich nicht wegtesten!

2G soll die Ungeimpften nicht bestrafen, sondern vor sich selbst schützen.

Um auf die ursprüngliche Aussage zurück zu kommen:


Wir glauben nicht, was wir wissen!

Das eindrücklichste Beispiel dafür ist der Klimawandel: kaum jemand zweifelt mehr ernsthaft daran, trotzdem verhalten wir uns, im Großen wie im Kleinen, als wäre alles nicht so schlimm. Wir leugnen die Situation zwar nicht, nehmen sie aber auch nicht wirklich ernst.

Nachdem wir Jahrtausende an Dinge geglaubt haben, die wir nicht wissen (von der Erschaffung der Welt in sechs Tagen bis zur jungfräulichen Empfängnis...) verweigern wir uns heute wissenschaftlichen Erkenntnissen. In einer Zeit, wo Wissen für jedermann leicht zugänglich geworden ist, scheint eine Überforderung eingetreten zu sein, die dazu führt, dass auch bei hochkomplexen Themen, der Meinung von fiktiven Freunden in sozialen Netzwerken mehr Bedeutung beigemessen wird, als objektiven Forschungsergebnissen.

Diese Pandemie erfordert nicht nur den Glauben an die Wissenschaft mit einer entsprechenden Konsequenz in unseren Entscheidungen. Ein gesamtgesellschaftliches Problem läßt sich nicht nach individuellen Maßstäben lösen.

Nur wenn es uns gelingt über unseren persönlichen Horizont hinauszusehen und auch Verantwortung für schwache Gesellschaftsmitglieder zu übernehmen, können wir aktuelle und zukünftige Krisen überwinden.

Natürlich hat jeder das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht das Recht auf eigene Fakte,

auch wenn einige immer noch meinen die Erde sei eine Scheibe, wir wissen, sie ist rund!

In diesem Sinne: lassen Sie sich impfen!

und Bleiben Sie gesund!

Dr. Astrid Marsoner


DIE ZWEITE WELLE – DER NÄCHSTE LOCKDOWN?

In den letzten Monaten haben wir durch eine Reihe von Maßnahmen - wie Maskenpflicht, Abstand halten, lüften – einen Teil unseres „normalen „Lebens zurückgewonnen.

Jetzt stehen wir mit der kalten Jahreszeit vor einer neuen Herausforderung: das Leben nach draußen verlegen und dadurch die alten Gewohnheiten zurückgewinnen funktioniert nicht mehr.

Wir befinden uns derzeit, und vermutlich noch für längere Zeit, in einer Phase nicht pharmakologischer Interventionen.

Damit diese mitgetragen werden, muss die Bevölkerung informiert sein.

„Social media“ setzen viele in eine Blase, in welcher Informationen nach Algorithmen in Bezug auf vorher gelesene und gehörte Beiträge geliefert werden, wo Meinungen mit belegten Fakten gleichgesetzt werden, wissenschaftliche Arbeiten und Ergebnisse auf einer Ebene mit Aussagen von selbsternannten Fachleuten stehen, Quellenverweise nicht auf nachvollziehbare wissenschaftliche Ergebnisse zurückgreifen, sondern nur auf weitere mediale Äußerungen.


Was gibt es Neues?

Vorausgeschickt: Es gibt keine wirkliche Überraschung, keine einzige wirklich neue Erkenntnis, die über die Sommermonate dazugekommen ist.

Es sind aber viele neue Studien dazugekommen die erhärtet haben, was in“ Preprints“ (Vorabveröffentlichungen) und kleineren Studien bereits vorweggenommen wurde.

ÜBERTRAGUNGSWEGE:

  • Aerosole (haben sich als Hauptübertragungsweg erhärtet)

  • Tröpfcheninfektion

  • Kontaktinfektion (Schmierinfektion) ist im Alltag vernachlässigbar

MASKEN:

  • Schützen die Anderen vor „feuchter Sprache“ (Tröpfcheninfektion: diese Tröpfchen fallen in einer Entfernung von ca. 1m zu Boden)

  • Schützen den Träger in einem gewissen Maß vor Aerosolen (Beispiel Mundgeruch: tragen beide Maske, wird dieser nicht mehr bemerkt. Übersetzt heißt das: ich werde nicht mehr infiziert)

LÜFTEN:

  • Aerosole verbreiten sich nicht sofort gleichmäßig im Raum (Beispiel Rauchen: die erste Zigarette hüllt nur den Raucher selbst ein, je mehr er raucht, umso mehr und gleichmäßiger wird der Rauch im Raum verteilt) Luftbewegung, Raumgröße, Personendichte…beeinflussen die Entwicklung von Aerosolen.

  • Im Freien bilden sich keine Aerosole (ist demnach die Ansteckungsgefahr bei ausreichendem Abstand extrem gering)

ABSTAND HALTEN:

  • Sprechtröpfchen fallen nach ca 1m zu Boden


WIE STEHT ES UM DIE IMMUNITÄT NACH ÜBERSTANDENER INFEKTION?


Einmal gebildete Antikörper (humorale Immunität) können tatsächlich relativ schnell verschwinden.

Es gibt aber auch noch die zelluläre Immunität! Diese ist sehr robust!

Bei SARS-1 (MERS) hat eine Studie gezeigt, dass Patienten auch noch nach 17/18 Jahren auf dieser Basis sofort in der Lage waren, Antikörper zu bilden.

Antikörper verschwinden nicht wirklich nach einer Infektion.

Es ist zu erwarten und normal, dass nach der Gesundung IgA und IgM verschwinden, IgG weniger werden. Zudem können sie nicht in allen Laboren mit derselben Sensitivität nachgewiesen werden.

!Es gilt inzwischen aber als sicher, dass die Immunität nach durchgemachter Infektion für die Dauer der Pandemie (alsO wenigstens bis Ende 2021) anhält!

Es könnte durchaus sein, dass so ein Patient, wenn er nochmals in Kontakt mit dem Virus kommt, leichte Halsschmerzen kriegt, bzw. das Virus in der PCR nachweisbar ist.

Das Virus wird sich in ihm aber nicht mehr in einer Weise vermehren, dass es in den infektiösen Bereich kommt, er also nochmals ansteckend werden könnte.


HAT SICH DIE VIRULENZ DES VIRUS VERÄNDERT?


Die Virulenz bezeichnet die krankmachende Eigenschaft eines Erregers.

Es gibt Hinweise auf Veränderungen der Oberfläche des Corona Virus, die eine höhere Ansteckungsfähigkeit zur Folge haben. Das geht meist auf Kosten der Virulenz.

Diese Beobachtung gab Anlass zur Hoffnung SarsCoV2 könnte sich in Richtung der anderen 4 Corona Viren entwickeln und bald nur mehr einen leichten Schnupfen auslösen.

All dies ist noch Gegenstand von Studien und muss im Detail noch geklärt werden.

Der im Sommer vielfach beobachtete mildere KRANKHEITSVERLAUF ist wohl eher auf andere Faktoren zurückzuführen:

  • HYGIENEMASSNAHMEN ( Abstand und Maske) – dadurch Verminderung der Viruslast(-menge) im Falle einer Ansteckung

  • VERSCHIEBUNG DER INFIZIERTEN IN JÜNGERE ALTERSGRUPPEN

  • Bessere BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN


WIE KANN MAN DIE HÖHEREN INFEKTIONSZAHLEN INTERPRETIEREN?


Insgesamt sind die Zahlen jetzt wohl „wahrer“ als im Frühling

  • Die Testkapazitäten wurden massiv erhöht

  • Es werden auch asymptomatische Personen getestet


Mit den nun erhältlichen Antigen Schnelltests haben wir endlich ein Mittel in der Hand, welches uns ermöglicht Infizierte sofort herauszufischen und ohne weitere Verzögerung für die Dauer ihrer ansteckungsfähigen Zeit gezielt zu isolieren.

Die Tatsache, dass laut RKI (Robert Koch Institut) Ansteckungen derzeit vorwiegend im familiären Umfeld passieren ist, zumindest zum Teil , wohl auf die Tatsache zurückzuführen, dass familiäre „superspreading „Situationen, wie Hochzeiten, Geburtstage, usw. natürlich leichter erinnert werden als Sitzungen, Essen im Restaurant und ähnliches.

Hier könnte ein Kontakttagebuch, in welchem mögliche Ansteckungssituationen verzeichnet werden, hilfreich sein.


THERAPIEOPTIONEN

Vorausgeschickt:
Es gibt keine Heilung durch medikamentöse Interventionen!

Alle therapeutischen Möglichkeiten beschränken sich auf eine mögliche positive Beeinflussung und Abschwächung des Krankheitsverlaufs.

Derzeitige therapeutische Möglichkeiten am Beispiel der Behandlung von Präsident Trump:

  • Monoklonale Antikörper (sind derzeit noch nicht zugelassen, müssen in der Frühphase der Erkrankung gegeben werden, die Behandlung ist sehr teuer, ca. 50.000,00€ und mehr / Patient, können nur in geringen Mengen produziert werden)

  • Remdesivir: ist eine sogenannte „reproposing drug“, also ein Mittel, das schon für andere Indikationen zugelassen worden war. In diesem Fall für die Therapie von Hepatitis C und Ebola. Das ermöglicht eine schnelle (vorübergehende) Zulassung für andere Indikationen ohne lange Studien. Im Falle von Hep C und Ebola waren die Erfolge nicht zufriedenstellend und auch bei Covid19 scheint der Effekt sehr dürftig und auf den Anfang der Erkrankung für die Dauer einer Therapie von 5 Tagen beschränkt. Auch muss das Medikament intravenös verabreicht werden, was seinen Einsatz zusätzlich erschwert.

  • Dexamethason: ist ein sogenanntes „Cortison“, das in einem späteren Krankheitsstadium, bei Verschlechterung, meist um den 10. Krankheitstag, eine Überreaktion des Immunsystems, den sogenannten Zytokinsturm, bremsen soll. Diese Therapie ist in der Intensivmedizin seit langem bekannt und bei anderen schweren Erkrankungen bereits im Einsatz.

  • Vit D: auch wenn Vit D in der Immunabwehr eine Rolle spielt, nimmt man inzwischen doch an, dass der Zusammenhang mit Covid19 auf anderen Ursachen beruht: dieselben Patienten, welche in die Risikogruppen für eine schwere Covid19 Erkrankung fallen, haben auch meist einen Vit D Mangel. Ungezielter Einsatz von Vit D ist nicht zu empfehlen.

  • Zink: hier gilt dasselbe wie für Vit D

  • Aspirin: hemmt die Plättchenaggregation und soll helfen die Bildung kleiner Blutgerinsel, wie man sie vor allem in den Lungen schwer erkrankter Patienten findet, zu verhindern

  • Heparin: der Therapie mit Heparin liegt die gleiche Überlegung zugrunde, wie bei Aspirin


IMPFUNGEN


Bevor ein Impfstoff auf den Markt kommt, muss er allerdings mehrere Phasen durchlaufen.

Das fängt bei der Analyse des Virus an, geht über das Design des Impfstoffes, Versuchen in Zellkulturen und in Tierversuchen bis hin zu den 3 klinischen Phasen der Testung.

PHASE 1:
Versuche bezüglich Verträglichkeit an wenigen (50-100) gesunden Probanden

PHASE 2:
Versuche an einer größeren Gruppe (max. 1000) von Freiwilligen zum Verständnis von Dosierung und Anzahl der notwendigen Impfungen, Aufdeckung seltener Nebenwirkungen

PHASE 3:
Einsatz an einer großen gemischten Bevölkerungsgruppe (mehreren 1000) zur Feststellung, ob eine ausreichende Antikörperbildung hervorgerufen wird und keine langfristigen Schäden auftreten.

Das Design betrifft die Art des Impfstoffes:

  • Vektorenimpfstoff (die Virusinformationen werden an ein ungefährliches Trägervirus gehängt)

  • mRNA Impfstoffe (es werden nur genetische Bestandteile des Virus verabreicht)

  • inaktivierter Virusimpfstoff (z.B. Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, Gelbfieber)

  • Totimpfstoff (Diphterie, Hepatitis, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Pneumokokken, HIB)

Da z.B. Totimpfstoffe keine sehr gute Immunantwort hervorrufen, bzw. ältere Menschen meist aufgrund ihres „alten“ Immunsystems nicht sehr gut auf Impfungen reagieren, werden dem Impfstoff sogenannte Impfverstärker, Adjuvantien, beigesetzt.

Diese sollen die Wirkung erhöhen, könne aber auch Impfreaktionen verstärken.

Unter Impfreaktionen versteht man z.B. leichtes Fieber, lokale Schmerzen, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle.

Das hat nichts zu tun mit Impfschäden.

Hierbei handelt es sich in fast allen Fällen um eine Mischung aus Gerücht und Mythos. Einzig für die Impfung gegen Rota Viren bei Kindern, gibt es Hinweise, dass sie die Anzahl der spontanen Darmeinstülpungen in sehr geringem Masse erhöhen könnte. Bei der Impfung gegen Influenza könnte es in sehr seltenen Fällen zu einer, fast immer vorübergehenden, Nervenschädigung kommen.

Insgesamt sind die Anforderungen an einen Impfstoff sehr groß. Vor einer Zulassung muss die Kosten-Nutzen Bilanz, also die Überlegenheit gegenüber alternativen Therapien in Bezug auf eventuell mögliche Nebenwirkungen, deutlich bewiesen werden.

Dieser Prozess dauert im Schnitt insgesamt 10 Jahre.

Derzeit laufen weltweit 169 Impfprojekte bezüglich Corona. 42 von ihnen befinden sich bereits in klinischen Studien, Phase 1-3.

Mit vorne dabei sind:
Astra Zeneca (Italien, Phase 3), BIONTECH aus Mainz, zusammen mit dem amerikanischen Konzern PFIZER (Phase 3) und das Unternehmen CUREVAC aus Tübingen (Phase 1+2).

Zudem gibt es einen Vektorimpfstoff, Sputnik V, aus Russland, der dort bereits zugelassen wurde.


WER WIRD AN DEN IMPFSTOFF KOMMEN, WENN ES NUN EINEN GIBT?


Um eine möglichst gerechte Verteilung der Ressourcen, und in hoffentlich naher Zukunft, des Impfstoffs zu sichern, treffen sich WHO und EU in verschiedenen Gremien um Verteilungsschlüssel zu erarbeiten und Zielgruppen zu identifizieren.

Zum jetzigen Zeitpunkt stehen an oberster Stelle Risikogruppen wie ältere und /oder Menschen mit Vorerkrankungen.

Gleich danach kommen Krankenpfleger und anderes sanitäres Personal, sowie Lehrer und Ordnungskräfte, also stark exponierte Berufsgruppen.

COVAX ist eine weitere Initiative zur gerechten Verteilung des Impfstoffes auf die verschiedenen Länder, welche auch Entwicklungsländer mit einbezieht und von China unterstützt wird.

Vieles was die Behandlung und Vorbeugung von Covid19 betrifft ist noch Zukunftsmusik. Das Virus wird uns wohl noch lange Zeit begleiten und unseren Alltag bestimmen.
Die Tatsache dass uns derzeit nur allgemeine Maßnahmen im Kampf gegen die Krankheit zur Verfügung stehen kann aber auch als Chance begriffen werden.

Wenn wir gemeinsam versuchen diese Regeln zu berücksichtigen, bei Gesprächen Abstand halten, größere Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen vermeiden, oder zumindest in diesen Situationen Masken tragen und regelmäßig lüften, wird es uns gelingen eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.

Bei Verdacht auf einen gefährlichen Kontakt oder Zeichen einer Infektion, lassen Sie sich testen und isolieren Sie sich bei positivem Testergebnis möglichst schnell für die vorgegebene Zeit.

Frei nach Emmanuel Kant formulierte der Virologe Christian Drosten in seiner „Schiller Rede“ an der Charité in Berlin einen möglichen Leitsatz:

Handle in der Pandemie stets so als seist du positiv getestet und dein Gegenüber gehöre einer Risikogruppe an.

Trotz aller Einschränkungen und Maßnahmen, bewahren wir uns unsere Solidarität und Hilfsbereitschaft.

In diesem Sinne
Bleiben Sie gesund und zuversichtlich

Dr. Astrid Marsoner

 


Was nun – Testen?


In letzter Zeit wird in der Bevölkerung immer öfter der Ruf nach einem Test auf eine mögliche Immunität auf Covid19 laut.

Die Menschen möchten wissen, ob sie sich noch anstecken können, beziehungsweise andere infizieren, oder ob sie sich auch unbeschwert in größeren Menschenansammlungen bewegen dürfen, auch wenn sie weder Symptome gezeigt haben noch jemals positiv auf das Corona Virus getestet worden sind.

Diese Art der Immunisierung nennt man stille Feiung.

Für Risikogruppen oder Leute, die mit solchen zu tun haben, wäre es beruhigend zu wissen, dass eine Übertragung nicht mehr stattfinden kann. Betriebe hoffen dadurch das Vertrauen ihrer Kunden wiedergewinnen und eine Rückkehr zur „Normalität “beschleunigen zu können.


Epidemiologen möchten erfahren wie hoch die Durchseuchung in der Bevölkerung tatsächlich ist.


Aber: Was können Antikörper -Teste wirklich?

Antikörper sind Proteine (Eiweiße) die von Zellen im Blut, von den sogenannten B Zellen, gebildet werden. Diese Antikörper können sich an den Krankheitserreger andocken, inaktivieren diesen und locken Fresszellen an.

Es gibt 5 verschiedene Arten von Antikörpern: IgM, IgG, IgA, IgD und IgE.

  • In der Frühphase einer Erkrankung, nach circa 10 Tagen, werden IgM-Antikörper gebildet. Diese sind nicht sehr spezifisch aber sehr avide. Das heißt, sie erkennen den Krankheitserreger nicht sehr genau, sind aber sehr klebrig, haben viele Bindungsstellen und heften sich deshalb an viele verschiedene Keime an. Sie verbleiben etwa 3 - 6 Wochen im Blut.

  • In dieser Zeit wandeln sich die B Zellen zu Plasmazellen um und erlangen damit die Fähigkeit spezifische, also auf einem bestimmten Erreger zielgerichtete, Antikörper zu bilden, sogenannte IgG und IgA (zum Teil auch IgD). Das passiert nach etwa 3 Wochen. Diese Antikörper werden dann jahrelang weiter produziert und sind so im Falle einer erneuten Infektion sofort einsatzfähig. IgA Antikörper findet man v.a. auf Schleimhäuten und im Darm. Die über Immunglobuline, also Antikörper vermittelte Abwehr nennt man humorale Abwehr , daneben gibt es noch die sogenannte zelluläre Abwehr, welche über T-Lymphozyten, eine andere Art von weißen Blutkörperchen, vermittelt wird.


Welche Teste gibt es?

Man kann das Blut auf Antikörper oder Körperflüssigkeiten auf Virusanteile – Antigene testen.

Bei den Antikörpertesten wird im Blut oder Serum (dem flüssigen Bestandteil des Blutes) nach Antikörpern gesucht.

Es gibt viele verschiedene Firmen, die solche Formen von Schnelltesten anbieten.

Teste aus dem Internet haben keine Qualitätskontrolle, sondern wurden von den Firmen selbst zertifiziert. Der Test muss vom Patienten selbst durchgeführt werden, was zu weiteren Fehlern führen kann. Oft werden nur IgM getestet, also die frühen unspezifischen Antikörper, und keine IgG, was zu erhöhten Kreuzreaktionen (falsch positiven Ergebnissen bei Vorhandensein von Antikörpern auf andere Corona Viren) führt.

Im Rahmen einer US-amerikanischen Studie wurden 14 dieser Teste geprüft, mit durchgehend unbefriedigenden Ergebnissen.

Beim sogenannten ELISA (enzyme linked immunosorbent assay) werden im Labor Antikörper im Serum (flüssiger Blutbestandteil) nachgewiesen. Dabei läuft das Serum über eine Matrix, die sogenannten Mikrotiterplatten, welche mit künstlich hergestellten Virusbestandteilen (rekombinantem Virusantigen) bestückt sind.

Sind Antikörper im Serum vorhanden, bleiben diese an den Virusantigen hängen und lösen eine Farbreaktion aus.

Bei den Antigentesten hingegen, werden Teile des Virus nachgewiesen.

Dies erfolgt normalerweise über einen Rachenabstrich. Dabei wird mit einem Wattestäbchen Sekret an der Rachenhinterwand abgestrichen und über die sogenannte PCR (polymerase chain reaction) im Labor auf Virus untersucht.

Die Untersuchung ist an ein Labor gebunden und relativ aufwendig. Die Probenabnahme ist für den Patienten unangenehm und kann bei falscher Durchführung zu falsch negativen Ergebnissen führen.

Bei korrekter Ausführung jedoch sind die Testergebnisse sehr zuverlässig.

Neuerdings gibt es auch sogenannte Speicheltests, also Teste auf Virusantigen die wie ein Schwangerschaftstest funktionieren, bei welchen aber im Gegensatz zu diesen, anstelle von Urin Speichel untersucht wird.

In Asien gibt es eine große Industrie dafür, aber auch in Europa haben wir schon eine Massenproduktion laufen.

Der Vorteil der Antigen-Schnelltesten ist die Point-of-care Diagnostik, das heißt der Test direkt am Patienten, die Umgehung einer umständlichen Labordiagnostik und das schnelle Ergebnis.

Im Moment sind diese Teste aber noch teuer und relativ ungenau.

Bei entsprechender Qualitätsverbesserung, welche in den nächsten Wochen durchaus zu erwarten ist, können sie jedoch eine wichtige Rolle in der Vortestung und in der Einleitung von Entscheidungsprozessen, zum Beispiel in Arztpraxen und Notaufnahmen, im Sinne einer Vordiagnose der Infektiösität, einnehmen.


Spezifität und Sensitivität

Die Spezifität sagt uns, wie genau ein Test einen bestimmten Erreger erkennt.

Die Sensitivität beschreibt, wie viele der eventuell vorhandenen Antikörper erkannt werden.

Was heißt das epidemiologisch? Was für den einzelnen?

99% heißt, dass auf hundert Getestete einer falsch positiv ist.

Bei hoher Durchseuchung ist das wenig relevant. Wenn jedoch erst ein kleiner Teil der Bevölkerung die Erkrankung durchgemacht hat, ist die Fehlerquote auf den einzelnen betrachtet sehr hoch.

Man nennt das die Vortestwahrscheinlichkeit: wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass ich positiv bin?

Wenn zum Beispiel nur etwa 2% der Bevölkerung durchseucht sind und bei einer Untersuchung drei von hundert Testen positiv ausfallen, heißt das bei einer Testsensitivität und -spezifität von 99% für den Betroffenen nur 66% Wahrscheinlichkeit, dass sein Testergebnis auch stimmt.

Trotzdem sind Teste die eine Sensitivität und Spezifität von 99% aufweisen als gut und zuverlässig anzusehen.

Möglich falsche Ergebnisse könnten durch einen sogenannten Neutralisationstest identifiziert werden.

Dabei wird Virus zu Patientenserum dazugegeben und beobachtet ob eine weitere Vermehrung des Erregers stattfindet.

Dieser Test ist jedoch sehr aufwendig und kann nur im Rahmen von Studien in spezifischen ausgestatteten Laboren durchgeführt werden.

Eine weitere Ungenauigkeit kommt durch mögliche statistische Erhebungsfehler, zum Beispiel das völlige Fehlen bestimmter Bevölkerungsgruppen bei Untersuchungen von Freiwilligen zustande (z.B. werden bei Testung von Freiwilligen kaum kleine Kinder von ihren Eltern zur Testung mitgenommen und auch alte Menschen sind statistisch deutlich unterrepräsentiert).

Solche Störfaktoren können nur durch komplizierte statistische Berechnungen im Rahmen von Studien herausgenommen werden.


Bedeutet Antikörper Immunität?

Immer wieder gibt es Berichte über Menschen mit positivem Antigentest aber negativem Antikörpertest!

Der Kontakt mit dem Virus führt zur Ausbildung von Antikörpern.

IgG bindet an das Spike Protein des Virus, eine Komponente an der Oberfläche, der sogenannten Krone (deshalb der Name „Corona“).

Das führt dazu, dass sich das Virus nicht an die menschliche Zelle andocken, in diese eindringen und sich vermehren kann.

Bedeutet nun Kontakt mit dem Virus aber gleichzeitig die Entwicklung einer Immunität?

In seltenen Fällen nicht.

Vielleicht liegt es an der Qualität der Viren, die schon einen Teil ihrer „Kraft“ verloren haben, vielleicht aber auch an einer Hintergrundimmunität, an Antikörpern, die von Infektionen mit anderen Corona Viren (Schnupfenviren) stammen, aber durch die Ähnlichkeit der Viren untereinander auch zum Teil gegen SarsCoV2 wirksam sind.

Manche Menschen verlieren ihre Antikörper relativ schnell, bleiben jedoch aufgrund anderer Abwehrmechanismen (zelluläre Immunität) trotzdem weiterhin immun.

Oder sie verfügen über Antikörper gegen andere Virusproteinteile, welche im Labor nicht getestet wurden, aber trotzdem zur Inaktivierung des Virus führen.

Vielleicht war aber auch der PCR Test aufgrund technischer Probleme oder Verschmutzung beim Transport falsch positiv?

Es gibt auch bei den sehr zuverlässigen PCR-Testen eine gewisse Fehlerrate, das sogenannte „Rauschen“, bzw. falsch positive Teste, zum Beispiel aus den oben genannten Gründen.


Was sagen die Teste also aus?

Wie groß ist der prädiktive Wert eines Tests, also die Wahrscheinlichkeit mit der er zum Beispiel eine Immunität vorhersagen kann? Das ist die eigentliche Frage, auf die wir eine Antwort wollen.

Für den Einzelnen erwachsen wenig Konsequenzen aus dem erlangten Wissen, die Unschärfe ist sehr groß. Alle verfügbaren Teste unterliegen großen Fehler- und Interpretationsschwankungen.

Die oben beschriebenen Antikörper/Immunteste, generieren jedoch wichtige Daten für die epidemiologische Forschung, welche für politische und soziale Entscheidung richtungsweisend sein könnten.


Welche legalen Aspekte müssen berücksichtigt werden?

Positive Teste müssen laut geltender Richtlinien an das Amt für Hygiene gemeldet werden.

In der Folge wird ein Antigen Test, also ein Rachenabstrich durchgeführt. Bis zum Eintreffen des Ergebnisses wird die betroffene Person in Isolation gestellt und wenn das Testergebnis positiv ausfällt unter Quarantäne gesetzt, genauso wie Personen, die zum angenommenen Infektionszeitpunkt in engem Kontakt mit der Testperson waren.

Ist die Testperson symptomfrei, kann sie trotz positiver Antikörpertestung, die Abnahme eines Rachenabstrichs verweigern.

In Bezug auf die Rechtmäßigkeit einer Isolation oder Quarantäne unter diesen Bedingungen, sind die rechtlichen Grundlagen noch umstritten und gibt es derzeit keine verbindlichen Richtlinien.


Was passiert mit den erhobenen Daten?

Derzeit werden landesweit auch staatlich gesponserte Untersuchungen bei zufällig ausgewählten Personen durchgeführt.

Aus Gründen der Privacy ist es nicht erlaubt die erhobenen Daten für andere als für die angegebenen Zwecke zu nutzen. Die Daten müssen auf externen Servern anonymisiert gespeichert werden.

Sollten die Daten zu Studienzwecken regeneriert werden, kann das nur in verschlüsselter und anonymisierter Form erfolgen.

Die Testpersonen können ihre Zustimmung zur Datenverarbeitung in jedem Moment zurückziehen.


Wie sieht es mit einem Impfpass nach durchgemachter Infektion und positiver Antikörper- Testung aus?

Die WHO warnt vor voreiligen Schlüssen:

  • es gibt noch Unklarheiten bezüglich der Dauer der Immunität;

  • Arbeitnehmer könnten in diese Impfpässe Einsicht nehmen und das wiederum birgt ein Missbrauchsrisiko und die Gefahr einer Diskriminierung in sich;

  • Impfkritiker wiederum beanstanden, dies könnte eine Hintertür zu einer Impfpflicht öffnen.

Wissenschaftler teilen den Verlauf einer Epidemie oder im Fall von Corona einer Pandemie in zwei Phasen ein: The (1.)Hammer and the (2.)Dance.

Erst war es nötig mit dem Hammer auf das Virus zu reagieren, mit dem „Lockdown“ ist uns das gut gelungen. Nun hat der Tanz begonnen, das kontinuierliche Ausloten von Lockerungen und Maßnahmen.

Ist es also notwendig die Richtlinie neu zu überdenken?


Mehr lüften als Hände waschen!

Die Übertragung findet vor allem im Innenbereich statt, draußen sind wir vor einer Ansteckung ziemlich sicher

  • alles deutet auf eine deutliche Aerosolkomponente hin;

  • Tröpfcheninfektionen können durch einen Abstand von 1,5 Meter, die Distanz in welchem diese Tröpfchen zu Boden fallen, sehr gut verhindert werden;

  • parallel dazu gibt es kaum Daten zu Kontaktübertragung (Schmierinfektion) also Übertragung, die über Hände waschen und Desinfektion der Hände im Alltag zu vermeiden wäre.

Das gilt nicht für Kliniken, wo wir wissenschaftliche Daten haben, die belegen, dass sich in diesen Fällen Virus durch stetiges Niederrieseln auf Oberflächen ansammelt, weil dort infizierte Patienten über Tage/Wochen im selben Raum behandelt werden und verbleiben.

Die beste Prophylaxe gegen solche Aerosol-übertragenen Infektionen ist demnach:

  • Türe aufmachen

  • Regelmäßig Durchlüften

  • Ventilator ins Fenster stellen


Was sind Superspraeding Events?

Dispersion und Überdispersion beschreiben die Ungleichheit der Verteilung von Ansteckungsereignissen im Rahmen einer Epidemie.

Nicht jeder Infizierte steckt gleichmäßig neue Personen an.

Bei SarsCoV2 zum Beispiel bedeutet das: 20% der Neuinfizierten stecken 80% der Zweitinfizierten an.

Diese Ansteckungen finden eher über Aerosole statt, das ist eigentlich die Übertragung, die die ganze Epidemie antreibt.

Viele Personen in einem engen Umfeld mit einem Superinfektiösen!

Wenige Leute infizieren ganz viele andere. Das sind Superspraeding Events!

Diese Ereignisse in den Griff zu bekommen heißt die Epidemie kontrollieren.

Oder anders ausgedrückt:

Wenn der R0 Wert für ein Virus 2 beträgt, heißt das nicht automatisch, dass jeder Infizierte zwei weitere ansteckt.

Im Falle einer Überdispersion, stecken viele nur einen oder keinen anderen an, einige wenige jedoch, übertragen die Krankheit auf viel mehr als nur 2 Personen.

In Räumen ist laut einer japanischen Studie die Ansteckungsgefahr 19-mal höher.

Dazu gibt es auch eine großangelegte Studie in 320 chinesischen Städten.

Eine weitere Studie aus London hat Ausbrüche von mehr als 50 Fällen untersucht und kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.

Auch gute Klimaanlagen helfen gegen das Aerosol.

Ist eine solche nicht vorhanden oder eine Durchlüftung nicht möglich, hilft ein Mund -Nase Schutz gegen die Entwicklung eines Aerosols.

Er fängt Tröpfchen im Stoff ab, bevor sie in der Luft durch Eintrocknen kleiner und zu einem schwebenden Teilchen werden, das in diesen Fällen nicht durch die Luftbewegung verteilt und dadurch verdünnt würde.

Sehr gute Studien der Gruppe um Gabriel Leung aus Hongkong zeigen, dass der infektiöseste Tag der Tag vor Symptombeginn ist, 3 bis 4 Tagen nach Symptombeginn ist die Infektiosität (Ansteckungsgefahr) auch wieder vorbei.


Hoffnung auf Normalität durch Lerneffekt

Es muss bei der Verfolgung und Isolierung von Kontaktpersonen in Risikogruppen investiert werden. Auch ohne Impfung kann es laut einer sehr interessanten Studie aus Hongkong auf diese Weise möglich sein, die gesamte Epidemie in den Griff zu bekommen.

Dabei sprechen wir nicht von Herzkranken und alten Personen, also Risikogruppen, sondern von Großübertragungsereignissen. Da muss man genau hinsehen und sofort nach dem ersten Fall isolieren.

Zusammengefasst:

  1. Antigentest:

·       Rachenabstrich und Auswertung mit PCR

·       Speicheltest mittels Schnelltest (wie Schwangerschaftstest)

  1. Antikörpertest:

·       ELISA Test aus dem Blutserum in Labor durchgeführt

·       Schnelltest mit Blutstropfen

  1. Antikörpertest ist, vor allem bei geringer Durchseuchung, für den einzelnen wenig aussagekräftig

  2. Antikörpertest ist eine gute Untersuchungsmethode für die Auswertung der Durchseuchung in der Bevölkerung

  3. Positive Ergebnisse müssen an das Hygieneinstitut weitergeleitet werden, führen zu weiterer Testung und eventuell zu Quarantäne

  4. Ein positiver Antikörpernachweis hat nicht die Aufhebung der Hygieneregeln zur Folge

Ich hoffe Ihnen hiermit einige Ihrer Fragen beantworten zu können.

Wir sind wie immer zu den gewohnten Zeiten für Sie da.

Bleiben Sie gesund.

Dr. Marsoner Astrid